Kämpfe am Strand

Kämpfe am Strand und im Wasser mit Panzern und Schützenpanzern (1972/72)

Kämpfe am Strand und im Wasser mit Panzern und Schützenpanzern, die gab es so nicht. Wir nannten uns zwar Seelanderegiment. Wenn so was war, dann war das auf dem Darß, wo es einen Truppenübungsplatz gab, und  die Anlandung der Fahrzeuge erfolgte dann im Bereich Prora -Mukan. Ich hatte einmal so eine Übung mitgemacht. Auf dem Darß mit richtig Bumm-Bumm und Tieffliegern und so, aber auf das Landungsschiff war unser SPW nicht gelangt. Unser Fahrer, im zivilen Leben Traktorist, hat die Karre auf der Klappe vom Landungsschiff abgewürgt und der Schützenpanzerwagen (SPW) landete in der Ostsee alles andere auch. Der Verteidigungsminister Hoffmann beobachtete diese Übung von einer Tribüne aus mit einer großen Anzahl Militärs, die waren alles andere als erfreut meine ich.
Wir sind da raus aus dem SPW und standen knietief auf dem Fahrzeug, wurden dann von einem Boot eingesammelt. Die SPW-s wurden von Bergepanzern an Land gezogen und später auf Waggons
verladen, der Transport bis Prora dauerte über eine Woche. War ja kein angemeldeter Militärtransportzug. Auf jedem größeren Bahnhof standen wir auf dem Abstellgleis.
Weitere Übungen mit unserer Kompanie fanden auf den Truppenübungsplätzen Lübtheen bei Ludwiglust und  Klietz/Brandenburg statt. Einmal war auch das ganze Regiment zur Übung ausgerückt, nur nicht meine 3.MSK! Wir mussten 2 Wochen lang Wache schieben. Rund um die Uhr, aber in einem anderen Rhythmus, als bei der gewöhnlichen 24-Sundenwache. Einmal waren wir auch zu einer Übung Im Oderbruch, da wurde aber nicht geballert, sondern da wurde eine Übung abgehalten wie man Versorgungsgüter in großen Mengen über die Oder bringt, also Treibstoffe in Leitungen, Munition und Fahrzeuge ( Logistik sagt man heute dazu).
Es war auch keineswegs so, dass die Panzer ständig mit den Dingern auf dem Übungsgelände "Wunschberg" so rumgefahren sind. Die hatten ihr richtiges Übungsgelände nicht auf Rügen. Eine Kompanie war wohl immer abkommandiert, dorthin, wo Panzerübungsplätze waren  und entsprechende Schießplätze. Da wurden öfters welche auf Waggons verladen. Auf dem Schießplatz vom MSR wurden nur  Handfeuerwaffen benutzt. Das größte war so die Panzerbüchse. Handgranaten wurden da auch geworfen. Für alles andere war das Gelände viel zu klein.
Ansonsten sind die Panzerbesatzungen ständig auf dem Park gewesen und haben an den Dingern Wartung und Pflege gemacht und auch Trockenübungen vor den Panzerhallen. Motoren laufen lassen, Auf- und Abmunitionieren. Immer sah man die beim Kettenwechseln. Das waren so meine Beobachtungen.
Einmal hat unsere Kompanie auf dem Wunschberg mit einem echten Panzer zusammengeübt. Da ging es um Panzernahbekämpfung, da  musste man sich von einem fahrenden Panzer überrollen lassen  und den dann von hinten bekämpfen. Der Überrollende war aber in einem Betonunterstand, alles andere wäre auch zu gefährlich gewesen. Sonst habe ich da keinen Panzer gesehen. Die alten T-34, die rumstanden, waren sonst zum üben da. Da wurden "Mollis" draufgeworfen, d.h. die wurden erklettert, um mit einer Decke die Sehschlitze zu verdecken und so. Die Panzer waren zugeschweißt, da brauchte oder konnte keiner rein.
Da die Panzer kaum Übungsmöglichkeiten in Prora hatten, sollte aber für die ein Schießplatz gebaut werden. Die sollten da mit einem "Einsteckrohr" schießen. Das ist da so ein Kleinkaliber, das da ins eigentliche Rohr kam und damit sollte dann geübt werden, ungefährlicher und billig, so hat man uns das erzählt. Meine Kompanie hat ca. ab Sommer 1973 bis zur Entlassung im Okt.1973 da an den bauvorbereitenden Arbeiten für diesen Schießplatz mitgewirkt. Da wurden die Bäume auf den Feuersteinfeldern (Naturschutzgebiet auch schon auf DDR Rügenkarten von damals) gefällt. Was daraus geworden ist, weiß ich nicht. Auch auf heutigen Rügenkarten ist das als Schutzgebiet ausgewiesen.  Die Feuersteinfelder sind sicher bekannt, links von der Bahnstrecke  in Richtung Lietzow, nach rechts geht die Straße nach Neu-Mukran ab.
 
Bernd Schnorfeil 1972/73
 

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